Eifersucht verstehen – wenn sie das Ruder übernimmt


Lies hier, warum Eifersucht so weh tut und wie Du sie besser verstehen kannst: die Hintergründe, Ursachen und mögliche Auswege, um gesunde Beziehung zu leben

August 18, 2025 - Minuten Lesezeit

Heilprakiker fuer Psychotherapie Sonja Kleene C Fotos Nicolai Heise 63 scaled

Wenn Eifersucht das Steuer übernimmt – verstehen, was dahinter steckt

Eifersucht verstehen lernen - aber wie?

Dieses nagende Gefühl kennt wohl jeder. Als leises flaues Gefühl im Magen bis zum Gefühlssturm, der fast nicht auszuhalten ist und man nicht mehr weiß, wohin mit sich…

Gerade in Beziehungen kann das sehr belastend sein – für beide Seiten. Doch Eifersucht ist jedoch kein „Charakterfehler“, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass alte Wunden oder unsichere Bindungs-Erfahrungen mit reinspielen.

In meiner Praxis für Psychotherapie erlebe ich häufig, wie entlastend es sein kann, Eifersucht einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wir alle kennen Eifersucht in irgendeiner Form. Sie taucht auf in Partnerschaften, in Freundschaften oder sogar im Berufsleben. Und doch ist sie oft mit Scham belegt. „Darf ich so fühlen? Bin ich vielleicht zu misstrauisch oder zu schwach?“ – solche Gedanken kennen viele.

Die Wahrheit ist: Eifersucht ist ein menschliches Gefühl. Sie zeigt uns, dass uns etwas wichtig ist. Und sie lenkt unseren Blick auf Erfahrungen, die tiefer reichen können.

Warum Eifersucht so weh tut

Eifersucht trifft uns meist mitten ins Herz. Denn sie rührt an Grundbedürfnisse: gesehen, geliebt und sicher sein zu wollen.

Wenn wir eifersüchtig werden, steckt dahinter oft die Angst, zu kurz zu kommen oder nicht genug zu sein. Dieses nagende Gefühl kann sich auf ganz unterschiedliche Weise zeigen:

  • als flaues Gefühl im Magen,
  • als innere Anspannung, die nicht nachlässt,
  • oder als ständige Gedankenspirale, die immer wieder dieselbe Frage kreist: „Bin ich noch wichtig genug?“ “Was kann ich machen, um mich wieder sicher zu fühlen?
  • oder auch in Verhalten, mit dem wir – oft ganz unbewusst – versuchen, unsere Unsicherheit zu beruhigen: etwa indem wir nachfragen, kontrollieren oder mit Vorwürfen reagieren. Manche lesen heimlich Nachrichten auf dem Handy des Partners, andere rufen mehrfach an, wenn er oder sie nicht gleich erreichbar ist, oder beginnen Diskussionen, sobald der Gedanke auftaucht, „da könnte doch jemand anders im Spiel sein“.

Spuren aus der Vergangenheit

Eifersucht hat viele Gesichter. Manchmal reagiert sie auf etwas, das gerade wirklich im Außen passiert. Und manchmal verstärken alte Erfahrungen das Gefühl so sehr, dass es sich viel größer anfühlt, als die Situation allein es erklären würde.


Vielleicht kennst du das:

  • Dein/e Partner/in meldet sich später als üblich – und sofort schießt der Gedanke in den Kopf: „Bestimmt bin ich ihm/ihr nicht mehr wichtig.“
  • Ein Blickwechsel zwischen deinem/r Partner/in und einer anderen Person – und plötzlich ist da die alte Angst, ersetzt zu werden.
  • Ein Abend allein, während der andere unterwegs ist – und auf einmal taucht das Gefühl von damals wieder auf: „Alleinsein ist unsicher.

Oft sind es Erfahrungen aus der Kindheit oder aus früheren Beziehungen, die wie ein Echo nachhallen. Vielleicht war Zuwendung nicht verlässlich, vielleicht musstest du kämpfen, um gesehen zu werden. Solche Erinnerungen wirken wie Verstärker, die die Eifersucht in der Gegenwart lauter machen.

Unterschiedliche Vorstellungen von Nähe: wenn Andere mehr Aufmerksamkeit bekomme

Eifersucht entsteht nicht nur durch alte Erfahrungen oder akute Unsicherheit, sondern manchmal auch schlicht dadurch, dass Partner Nähe unterschiedlich leben. Vielleicht kennst du Situationen wie diese: Dein Partner hat eine enge Vertraute, mit der er regelmäßig Zeit verbringt, während du gerade das Gefühl hast, selbst zu kurz zu kommen. Er legt die Freundschaft als völlig selbstverständlich aus, während es sich für dich anfühlt, als bekäme jemand anderes gerade mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung.

Solche Unterschiede sind nicht automatisch ein Zeichen für Untreue – sie können aber schmerzhaft sein. Denn unbewusst entsteht oft ein innerer Vergleich: „Warum bekommt sie so viel von ihm, und ich gerade nicht?“ Diese Vergleiche können alte Unsicherheiten verstärken und das Gefühl nähren, weniger wichtig oder austauschbar zu sein.

Eifersucht als Hinweis, nicht als Fehler

Eifersucht wird oft als etwas Negatives abgestempelt. Doch sie ist in erster Linie ein Hinweis. Ein Signal dafür, dass dir etwas wichtig ist – deine Beziehung, deine Verbundenheit, deine Sicherheit. Sie zeigt, dass dir Nähe nicht egal ist.

Natürlich kann es sein, dass alte Verletzungen die Eifersucht lauter machen. Oder dass unterschiedliche Vorstellungen von Nähe das Gefühl verstärken. Trotzdem lohnt es sich, Eifersucht nicht als Schwäche oder „Charakterfehler“ abzuwerten. Viel hilfreicher ist die Frage: Was will dieses Gefühl mir gerade zeigen?

Denn oft macht sie sichtbar, wo alte Verletzungen vielleicht noch Heilung brauchen.

Statt Eifersucht als „falsch“ oder „übertrieben“ abzuwerten, können wir anfangen, sie als Signal zu verstehen:

👉 Was genau wird gerade in mir berührt?

👉 Welches alte Gefühl meldet sich?

👉 Und was bräuchte dieser verletzte Anteil in mir eigentlich?

Erste Schritte im Umgang mit Eifersucht

Es gibt keinen schnellen Schalter, um Eifersucht einfach abzuschalten. Sie wegzudrücken oder zu bekämpfen funktioniert meist nicht langfristig. Aber es gibt Wege, mit ihr umzugehen, sodass sie nicht mehr das Ruder übernimmt. Hilfreiche ist es, innezuhalten und genauer hinzuschauen:

  • Gefühl wahrnehmen: Schon das bewusste Bemerken („Da ist gerade Eifersucht“) kann entlastend sein.
  • Alte Gefühle erkennen: Fragen wie „Erinnert mich das an etwas von früher?“ können helfen, die Stärke des Gefühls besser zu verstehen.
  • Eigene Bedürfnisse spüren: Was fehlt mir gerade wirklich – Nähe, Sicherheit, Bestätigung?
  • Das Gespräch suchen: Anstatt mit Vorwürfen zu reagieren, kann es hilfreich sein, dem Partner mitzuteilen, was man braucht („Mir würde gerade eine Umarmung gut tun.“).
  • Den Körper spüren: Ein paar tiefe Atemzüge, die Füße bewusst am Boden wahrnehmen – das bringt uns ins Hier und Jetzt zurück.
  • Innere Spuren erforschen: Vielleicht notieren, in welchen Momenten die Eifersucht auftaucht. Gibt es Muster? Erinnerungen? Alte Verletzungen?
  • Wertschätzend bleiben: Sich daran erinnern: Dieses Gefühl hat einen guten Grund. Es will beschützen. Auch wenn es manchmal über das Ziel hinausschießt.

Vielleicht erkennst du dich in solchen Situationen wieder

🔹 Blick auf andere Frauen

Ihr sitzt gemeinsam im Café, und dein/e Partner/in schaut einer anderen Person nach, die vorbeigeht. Sofort steigt ein Stich in dir auf. Anstatt direkt in Gedanken wie „Er/Sie findet sie/ihn attraktiver als mich“ zu verfallen, kannst du innehalten: „Da ist gerade Eifersucht. Was brauche ich jetzt?“ Vielleicht ein kurzer Moment von Bestätigung – ein Lächeln oder eine Berührung. Wenn du das benennst, kann Verbindung entstehen.


🔹 Wenig gemeinsame Zeit

Dein/e Partner/in ist gerade stark eingespannt im Job oder mit Hobbys und Freunden beschäftigt. Du merkst, dass eine andere Person viel Aufmerksamkeit bekommt – während du dich übersehen fühlst. Hier kann es hilfreich sein, das Bedürfnis hinter der Eifersucht klar zu spüren: „Ich brauche mehr gemeinsame Momente.“ Wenn du das teilst, anstatt Vorwürfe zu machen, kann es leichter ankommen.


🔹 Handy am Abend

Ihr liegt nebeneinander auf dem Sofa. Während du dir Nähe wünschst, scrollt dein/e Partner/in durch Nachrichten. Es taucht das Gefühl auf: „Jemand anderes ist ihm gerade wichtiger als ich.“ Statt dich in Ärger zu verlieren, könntest du einen tiefen Atemzug nehmen und überlegen: „Wie kann ich mein Bedürfnis klar sagen?“ Zum Beispiel: „Ich hätte Lust, dass wir jetzt den Abend miteinander verbringen.“

Wenn Eifersucht Beziehungen belastet

Eifersucht betrifft nicht nur das eigene innere Erleben. Sie wirkt sich auch auf die Beziehung aus – und genau dort kann es besonders schmerzhaft werden.

Was zunächst als inneres Ziehen oder nagendes Gefühl beginnt, kann sich nach außen in Handlungen zeigen: Rückzug, Vorwürfe, Kontrollieren oder ständige Diskussionen. Für den Partner fühlt sich das oft an wie ein Misstrauensvotum – und so geraten beide Seiten leicht in eine Spirale aus Rechtfertigungen, Streit oder Distanz.

Ein Beispiel: Anna merkt, dass sie eifersüchtig wird, wenn ihr Freund viel mit einer Kollegin lacht. Sie spricht es nicht direkt an, sondern beginnt, sein Handy im Blick zu behalten und Anspielungen zu machen. Ihr Freund wiederum fühlt sich angegriffen und zieht sich zurück. Genau dadurch bestätigt sich für Anna das Gefühl, dass etwas nicht stimmt – und die Spirale dreht sich weiter.

Wenn Eifersucht zum Beziehungskiller wird – und wie Therapie helfen kann

So nachvollziehbar Eifersucht ist – sie kann zum Beziehungskiller werden, wenn sie dauerhaft das Miteinander bestimmt. Nähe und Vertrauen gehen verloren, und beide Partner fühlen sich zunehmend unverstanden.

In meiner Praxis erlebe ich, dass Eifersucht oft nicht nur mit der aktuellen Situation zu tun hat, sondern mit alten Verletzungen, die wieder spürbar werden. Hier setzt die Schematherapie an: Wir schauen gemeinsam, welche alten Zustände (Modi) und Verhaltensmuster aktiviert werden, wenn die Eifersucht hochkommt.

Hinter der Wut steckt oft eine tiefe Angst, nicht gut genug zu sein oder verlassen zu werden. Wenn diese Seiten in dir verstanden und gesehen werden, entsteht Raum für neue Reaktionen – weg von Vorwürfen und Kontrolle, hin zu einem klareren Ausdruck der eigenen Bedürfnisse.

Psychotherapie kann hier helfen, alte Prägungen (Schemata) zu erkennen und Stück für Stück zu durchbrechen. Denn wenn wir verstehen, woher die Eifersucht kommt und einen neuen Umgang mit ihr lernen, verliert sie einen Teil ihrer Macht.

Mein Fazit:

Eifersucht ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Sie zeigt uns, wo Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit oder Bestätigung berührt werden. Wenn wir lernen, sie zu verstehen, verliert sie ihren bedrohlichen Charakter. Statt nur Schmerz zu verursachen, kann sie der Schlüssel sein, alte Verletzungen zu heilen und mehr Vertrauen und Verbundenheit in Beziehungen zu entwickeln.

Einfach mal ins Gespräch kommen

Vielleicht spürst du gerade beim Lesen, dass dich das Thema Eifersucht sehr bewegt – oder dass du dich in manchen Situationen wiedererkennst. Dann kann ein erster Schritt sein, gemeinsam in einem unverbindlichen Gespräch zu schauen, was dir helfen könnte.

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und lass uns unverbindlich schauen, was ich für Dich tun kann. 

Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeite mit Leidenschaft und Hingabe In meiner Praxis in Westerholt in Ostfriesland.

Ich bin ein echtes Nordlicht, liebe die Brandung der Nordsee, gutes Essen, Tränen zu lachen, Grunge Musik (mitsingen: nicht schön, aber laut) und den HSV. 


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