Stellst Du Dir die Frage "Was stimmt nicht mit mir?"
Fühlst du dich oft innerlich unruhig, nervös oder ängstlich und fragst dich, warum du störende Verhaltensweisen wie das Überessen nicht in den Griff bekommst?
Möglicherweise liegt hier ein Entwicklungstrauma mit Bindungsverletzungen zugrunde. Diese traumatischen Erfahrungen aus der Kindheit können langfristige Auswirkungen auf dein Verhalten und deine Emotionen haben. Oft fühlen sich Betroffene machtlos ihrem Verlangen ausgeliefert, obwohl sie genau wissen, dass sie sich damit schaden.
Wenn du dich in solchen Situationen wiederfindest, ist es wichtig, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um die Ursachen zu verstehen und Wege zu finden, um damit umzugehen.

Nimm gerne gefühlt Platz und schaue, ob Du Dich hier wiederfindest.
Entwicklungstrauma ist weit verbreitet und ich denke, dass wir die Folgen für fast schon "normal" halten.
Was sie natürlich nicht sind.
Was ist ein Entwicklungstrauma?
Ein Entwicklungstrauma bezeichnet eine Verletzung, die während der kindlichen Entwicklung auftritt und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat.
In der Kindheit durchlaufen wir verschiedene Entwicklungsstufen, die durch eine sichere und geschützte Umgebung sowie einfühlsame Bezugspersonen begleitet werden sollten. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, können wir zu einer individuellen Persönlichkeit heranreifen und uns selbstsicher, mutig, widerstandsfähig und energievoll fühlen. Wir sind in der Lage, unsere persönlichen Ziele zu erreichen und uns in der Welt zurechtzufinden.
Ist diese sichere Umgebung jedoch nicht gegeben oder gibt es traumatische Ereignisse wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Gewalt, können diese die kindliche Entwicklung beeinträchtigen. Die Entwicklungsschritte können nicht vollständig abgeschlossen werden oder werden aufgrund von Kindheitsprägungen nicht angewendet.
Dies kann langfristige Auswirkungen auf das Verhalten, die Emotionen und das Denken haben und zu psychischen Problemen führen. Ein Entwicklungstrauma kann auch dazu führen, dass Betroffene sich in ähnlichen Situationen immer wieder verletzt fühlen, da sie in ihrer kindlichen Entwicklung nicht die notwendigen Ressourcen erworben haben, um mit solchen Situationen umzugehen. Es ist daher wichtig, die Ursachen von Entwicklungstraumata zu verstehen und gezielt zu behandeln, um Betroffenen dabei zu helfen, ihre psychische Gesundheit wiederzuerlangen.
Der Unterschied von Schocktrauma und Entwicklungstrauma
Allein der Name TRAUMA lässt uns leicht an das Schocktauma denken.
Überwältigend und schrecklich, so wie ein schlimmer Unfall. eine Naturkatastrophe oder ein Übergriff.
Das Schocktrauma entsteht aus einem einmaliges Ereignis, dass in der Schwere nahezu jeden Menschen erschüttern würde.
Wobei ich anmerken möchte, dass es beim Trauma nicht um die Schwere des Erlebnisses geht, sondern darum, wie schwer es für denjenigen ist, es zu verkraften.
Es sind die Folgen ausschlaggebend, nicht das Ereignis selber- denn so kann es sein, dass ein Autounfall für eine Person zu Traumafolgestörungen führt und von einer anderen Person ganz gut verkraftet wird.
Das Entwicklungstrauma kommt subtiler daher: es passieren viele kleine Verletzungen, die aneinandergereiht sind und über einen längeren Zeitraum stattfinden:
- Es finden Vernachlässigungen statt, dauerhafte oder wiederkehrende Beschämung oder Diffamierung, Einschüchterungen, Verängstigungen bis hin zur Todesangst.
- In dieser Phase kann das Kind sich nicht den Entwicklungsphasen hingeben, sondern ist zu sehr mit dem Überleben und dem „sich-anpassen“ beschäftigt.
- Einen weiteren Unterschied sehe ich darin, dass beim Schocktrauma auf Bewältigungsstrategie nicht zugegriffen werden kann, weil das Ereignis überwältigend, zu groß und zu massiv ist, um es zu verarbeiten.
Beim Entwicklungstrauma sind diese Bewältigungsstrategien noch gar nicht entwickelt, weil das Kind noch in einem Entwicklungsstadium steckt. Daher haben Situationen, in denen es mehrfach seine Bedürfnisse nicht leben darf, das Potential für traumatisches Erleben und die Folgen, die wir dann besonders als Erwachsene spüren.
Mögliche Ursachen von Entwicklungstrauma und die Folgen
Hier kannst Du verschiedenste Bedingungen sehen, die ein Entwicklungstrauma begünstigen und was sie mit den Problemen im Erwachsenendasein zu tun haben.
Es kommt bei den Beispielen darauf an, ob die Zustände vereinzelt vorkommen oder dauerhaft waren.
1. Babys schreien lassen und die Folgen
2. Die Beruhigung kann über die Mutter nicht gegeben werden
3. Unerfüllte kindliche Bedürfnisse haben ihren Preis
4. Überbehütung und das Gegenteil davon
5. Wenn In die Kraft gehen und selbstständig werden ein schlechtes Gefühl macht

Zusammengefasst: Welche Faktoren begünstigen Entwicklungstrauma?
Es gibt viele Faktoren, ein paar davon sind

Entwicklungstrauma und Bindungstrauma: ein und dasselbe?
Ein Entwicklungstrauma besagt, dass ein Kind aufgrund der schwierigen Bedingungen wichtige Entwicklungsschritte nicht machen konnte oder nur unzureichend durchlaufen hat.
Das System war überreizt und überanstrengt, schlichtweg mit "Überleben" und sich Anpassen beschäftigt, statt in sicherer Atmosphäre seine Learnings zu machen. Unser System kann jedoch nur lernen, wenn die Umgebung sicher ist und man sich geborgen fühlt.
Einem Entwicklungstrauma gehen immer Bindungsverletzungen voraus, denn diese führen ja dazu, dass die Entwicklung nicht so gelingt, wie es vorgesehen ist. Das kann sich in fehlender Grenzsetzung äußern, um die fragile Bindung zu den Bezugspersonen nicht aufs Spiel zu setzen.
Oder es werden Strategien etabliert, wie jedem alles recht machen, das brave oder stumme Kind zu sein, dass eigene Bedürfnisse lernt zu unterdrücken.
Um das zu kompensieren, können wiederum Strategien genutzt werden, wie übermäßiges Essen, Flucht in die virtuellen Welten oder alles andere, was ablenkt.
Das sind nur Beispiele. Es gibt vielerlei Ausprägungen, da jedes System individuell reagiert.
Frühe Bindungsverletzungen und Entwicklungstrauma gehen also Hand in Hand. Deshalb wird Entwicklungstrauma oft auch Bindungstrauma genannt.
Ich finde, dass es einen Unterschied gibt
Bindungstrauma: die Verletzungen, die daraus entstehen, nicht sicher gebunden, sich nicht gehört, gesehen und wertgeschätzt vom Gegenüber zu fühlen. Es ist immer eine weitere Person involviert und es betrifft das Thema Beziehungen.
Entwicklungstrauma: die Entwicklungsschritte (wie z.B. Grenzsetzungen, das Gefühl für den eigenen Selbstwert, die eigene Identität ausbilden) können nicht in Gänze abgeschlossen werden. Das kann auch Bereiche ausserhalb der Beziehung betreffen.
Meiner Meinung nach wird dem Entwicklungstrauma heute nicht die Aufmerksamkeit gegeben, die es verlangt.
Viele Symptome entspringen ihm und ich glaube, dass das Wissen über Entwicklungstrauma helfen kann, sich oder auch andere besser zu verstehen.
Das Problem im Hier & Jetzt:
Die verpassten Entwicklungsschritte beeinflussen das Gefühl zur eigenen Person z.B. das Selbstvertrauen in die eigenen Kräfte, wie Du über Dich denkst und wie Du letztlich mit Dir umgehst. Oft ist der innere Kritiker sehr aktiv.
Bindungsverletzungen beeinflussen natürlich auch die Art und Weise, wie Beziehungen gestaltet werden. Es kommt oft zu Schwierigkeiten in engen Beziehungen, wie Paarbeziehungen und im Kontakt mit den Eltern.
Es kann aber auch im gesellschaftlichen oder beruflichen Bereich dazu kommen. Viele meiner Klienten leiden z.B. unter Sozialangst. Das ist eine Soziale Phobie, die Angst sich vor Menschen zu blamieren bzw. von ihnen bewertet zu werden.
Durch die fehlenden Grenzen könnte es sein, dass ein Gefühl der permanenten Überwältigung stattfindet, dass man sich überflutet von den Gegebenheiten des Lebens fühlt. Es ist alles zu viel, es kommt zu Übererregung und Erschöpfungszuständen.
Ein Bindungstrauma beeinflusst also die Beziehungen zur eigenen Person und zu anderen Personen im Leben, was die Lebensqualität ganz schön beeinträchtigen kann, denn wir sind bindungsorientierte Wesen.
Die Lösung: All das kann nachversorgt werden
Die gute Nachricht:
Menschen mit frühen Bindungsverletzungen können ihre Wunden heilen. Sie können neue Verhaltensweisen einüben und bekommen eine andere Ausstrahlung. Somit kann sich der Umgang mit sich selbst und mit anderen stark verbessern.
In einer traumasensiblen Therapie oder einem Coaching kann man sich den kindliche Anteilen zuwenden, die noch immer verletzt sind. Sie sind womöglich noch in großer Not und wünschen sich endlich Unterstützung.
Auch wenn das Geschehene lange her ist, können geschulte Trauma-Experten an Inhalte gelangen, die unbewusst gespeichert sind und ungefragt auf uns einwirken. Dieser verursachen meist die Probleme im Hier und Jetzt und sind für Symptome verantwortlich.
Diese Gedächtnisinhalte sind nicht über die Sprache zugänglich. Deshalb hilft eine reine Gesprächstherapie nicht, diese Verhaltens- und Denkmuster zu verändern.
Es gibt Möglichkeiten, über den Körper und über die Emotionen diese Gedächtsnisinhalte zu erreichen und sie zu verändern.
Das Erlebnis selbst kann nicht verändert werden, denn die Vergangenheit ist schon vorbei. Aber wir können lernen, damit umzugehen.
Und wir können lernen, die verpassten Entwicklungsschritte nach zu holen. Auf erwachsene Art.
Ich möchte Hoffnung machen, sich jemanden zu suchen, wenn man ahnt, dass man allein nicht weiter kommt. Vieles kann sich im liebevollen Umgang mit sich selbst mildern.

Auch alte Wunden können heilen
Auch wenn die Ereignisse lang vorbei sind, können bestehende Entwicklungstrauma heilen. Die damals zu überwältigenden Eindrücke können im Nachhinein verarbeitet werden.
Diese Arbeit kann die Emotionsregulation so beeinflussen, dass bessere Beziehungen möglich sind.
Nicht nur zu anderen, auch zu sich selbst.
Und Kompensations-Strategien wie Über-Essen sind dann immer weniger nötig.