🌸 Weiblichkeit neu entdecken – über das Empfangen, das Loslassen und die Kraft, nicht alles allein machen zu müssen
Viele Frauen, die in meine Praxis kommen, sind müde. Nicht körperlich – sondern innerlich. Sie leisten viel. Funktionieren. Sorgen für andere. Halten durch.
Doch irgendwo auf dem Weg ist etwas auf der Strecke geblieben: Die Leichtigkeit. Die Intuition. Das Spüren. Das Weiche.
Kurz: die Verbindung zur eigenen weiblichen Energie.
Der Begriff „weibliche Energie“ ist in den letzten Jahren wieder häufiger zu hören – in der Psychotherapie, in der Persönlichkeitsentwicklung, in spirituellen Kontexten.
Doch es geht dabei nicht um Make-up oder fließende Kleider. Es geht um einen inneren Zustand.
Weiblich sein – was bedeutet das eigentlich?
Für viele von uns ist das Wort aufgeladen. Vielleicht denkst du an weich, sinnlich, intuitiv. Vielleicht aber auch an angepasst, schwach oder „zu emotional“.
In einer Welt, die auf Leistung, Kontrolle und Selbstbeherrschung setzt, fällt es vielen Frauen schwer, in eine andere Energie zu finden: eine, die empfängt statt macht. Die fließt statt kämpft. Die spürt statt bewertet.
Und das hat Folgen – nicht nur für dein inneres Gleichgewicht, sondern auch in Beziehungen.
Denn wenn du immer in Aktion bist, kaum stoppst und dich schwer tust, anzunehmen oder dich hinzugeben, gerät auch der Tanz zwischen Nähe, Geben und Empfangen aus dem Takt.
In diesem Artikel erfährst du, warum das viel mit alten Mustern zu tun hat – und wie du Schritt für Schritt zurückfinden kannst: zu deiner eigenen weiblichen Kraft.
Weiblichkeit – in ihrer archetypischen, psychologischen Bedeutung – steht für:
Das bedeutet nicht, dass „männliche Energie“ (Struktur, Zielorientierung, Kontrolle, Analyse) falsch ist.
Im Gegenteil: Wir brauchen beide Pole.
Doch viele Frauen haben gelernt, fast ausschließlich im männlichen Modus zu leben – weil es als sicherer, produktiver, angesehener gilt. Vielleicht auch, weil es dann im Elternhaus endlich die Liebe und Zuwendung gab oder zumindest die Aussicht darauf bestand.
Warum so viele Frauen den natürlichen Zugang zur weiblichen Energie verlieren
Schon früh verinnerlichen viele Mädchen:
- „Sei fleißig. Sei angepasst. Sei leistungsbereit.“
- „Stell Dich nicht so an. Reiß dich zusammen.“
- „Erst die anderen, dann du.“
In einem Umfeld, das Funktionieren belohnt, geraten Fühlen, Genuss und Empfangen schnell in den Hintergrund. Viele Frauen entwickeln so einen tief verankerten Glaubenssatz: 👉 „Ich bin dann wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
Und so kommt es, dass sie oft:
Weiblichkeit bedeutet empfangen, nicht nur zu leisten
Weiblichkeit ist kein starres Konzept – sie ist ein inneres Erleben. Sie kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Hier ein paar Qualitäten, die typisch für gelebte weibliche Energie sind:
- 1Spüren statt Funktionieren
Im weiblichen Modus erlauben wir uns, zu fühlen, statt zu analysieren.Wir richten unsere Aufmerksamkeit nach innen – statt immer nur nach außen auf Reize zu reagieren. - 2Fließen statt kontrollieren
Weiblichkeit ist zyklisch, nicht linear. Sie folgt dem Rhythmus des Körpers, der Natur, der Gefühle – nicht dem Zeitplan. Es darf Tage geben, an denen wir kraftvoll vorangehen – und Tage, an denen wir ausruhen und auch mal “keinen Bock haben“. - 3Empfangen statt Leisten
Viele Frauen sind geübt im Geben – aber nicht im Annehmen. Doch Empfangen bedeutet nicht Passivität – sondern Verbindung, Vertrauen und sich dafür zu öffnen, etwas zu bekommen. (→ Lies dazu auch: Empfangen lernen – warum es nicht egoistisch, sondern heilsam ist) - 4Weichheit statt Härte
Weiblichkeit erlaubt eine sanfte Selbstzuwendung. Nicht schwach, sondern kraftvoll in ihrer Weichheit.„Ich darf tatsächlich liebevoll mit mir umgehen und mich um meine Bedürfnisse kümmern. - 5Kreativität und Ausdruck
Weibliche Energie zeigt sich in der Freude am Kreieren, dafür braucht es nicht zwingend Resultate. Ein Song im Radio, die Musik aufdrehen, tanzen, mitsingen, ein liebevoll zubereitetes Essen – alles Ausdruck von Lebendigkeit. - 6Singen insbesondere… ist ein direkter Zugang zur eigenen Lebenskraft. Du brauchst keine perfekte Stimme – nur die Bereitschaft, dich der Musik hinzugeben. Ob unter der Dusche, im Auto oder in der Natur: singen reguliert unbewusst unsere Atmung, bringt Gefühle ins Fließen und wir spüren uns wieder. Das ist pure Verbindung. Und Spaß.
Der Weg zurück in die eigene Weiblichkeit
Dieser Weg ist kein „Zurück“ in alte Rollen, sondern ein Zurück zu dir selbst.
Es geht darum, sich zu fragen:
- Wann war ich das letzte Mal ganz bei mir?
- Darf ich fühlen – auch wenn es unangenehm ist?
- Wo versuche ich zu kontrollieren – statt zu vertrauen?
- Was nährt mich wirklich?
- Was möchte ich empfangen – statt ständig zu geben?
Kurz & knackig: Praktische Impulse für den Alltag, die das Gefühl von Weiblichkeit stärken
🌿 Schaffe Pausen ohne Zweck.
Nicht als Belohnung – sondern als Dein gutes Recht.
🌿 Tanz dich frei.
Spüre deinen Körper, ohne Spiegel, ohne Bewertung.
🌿 Singe.
Laut, leise, schief oder klar – egal. Gib dich der Musik hin. Lass sie durch dich fließen.
Musik verbindet dich mit Gefühl, Atem und Herz.
🌿 Übe dich im Empfangen.
Sag heute einfach mal Danke, ohne etwas zu relativieren.
🌿 Lass deine Gefühle zu Wort kommen.
Schreib sie auf, bewege sie, atme mit ihnen.
Was es in Beziehungen bedeutet, wenn die eigene Weiblichkeit fehlt
Häufig kommt es zu einem inneren (und äußeren) Rollenübergewicht:
- Die Frau übernimmt die Kontrolle, die Planung, das Kümmern.
- Die weibliche Seite – mit all ihrer Weichheit, Lust, Offenheit und Emotionalität – bleibt im Hintergrund.
Und das geschieht meist nicht bewusst – sondern aus Schutz. Denn: Wer früh erfahren hat, dass Nähe nicht sicher war, dass man tun musste, um geliebt zu werden, oder dass die eigenen Bedürfnisse zu viel waren, der schützt sich – oft unbewusst – durch Selbstbeherrschung, Rückzug oder Aktivismus.
🤍 „Bitte sei weiblich – ich brauch keinen weiteren Bro.“
Ein Satz, der die Thematik in einer Paarbeziehung auf den Punkt bringt.
Und nein, es geht nicht um Klischees oder Geschlechterrollen, sondern um ein inneres Ungleichgewicht, das sich in Beziehungen oft zeigt.
Wenn wir als Frau ständig im Modus von Kontrolle, Organisation, Stärke und Funktionieren sind, dann fehlt dem Gegenüber etwas: Weichheit. Lebendigkeit. Spüren. Ausserdem könnte es sein, dass er um seine gebende Rolle gebracht wird.
Beziehung braucht Polarität
Eine lebendige Partnerschaft lebt oft von Gegensätzen, die sich anziehen:
Tun & Sein.
Zielgerichtetheit & Hingabe.
Aktivität & Reagieren.
Wenn beide nur noch funktionieren – wird die Beziehung zur WG. Wenn beide nur noch kontrollieren – wird Nähe zäh. Und wenn ein Mann (oder ein anderer Beziehungsmensch) irgendwann sagt:
„Ich brauch keinen weiteren Bro. Ich wünsche mir DICH – weich, echt, im Moment.“
dann meint er nicht: Sei weniger du.
Sondern: Zeig dich. Lass dich spüren. Lass etwas durch dich fließen, das jenseits von Argumenten ist.
Fühlst Du Dich ÜBERWIEGEND als Frau „wie der starke Mann“ in Deiner Beziehung?
Ab und zu ist hier nicht das Problem, es geht eher darum, ob es sich um ein wiederkehrenes Muster handelt und Du Dich dauerhaft so verhältst.
Fällt es dir insgesamt schwer, dich einfach mal fallen zu lassen – ohne alles im Blick behalten zu müssen?
- Vielleicht übernimmst du die Regie im Liebesakt, gibst die Richtung vor, hältst alles „im Griff“ –
nicht aus Lust an Kontrolle, sondern um dich vor überflutenden Emotionen oder Verletzbarkeit zu schützen? - Wirst du unruhig, wenn dein Gegenüber dir etwas Gutes tun möchte – und du einfach nur empfangen sollst?
- Spürst du manchmal, dass du Nähe möchtest – aber gar nicht genau weißt, wie du sie zulassen kannst, ohne dich dabei zu verlieren?
Weiblichkeit in Beziehung bedeutet nicht Unterordnung.
Sondern:
- Verbindung statt Kontrolle.
- Empfangen statt Durchziehen.
- Hingabe statt Rückzug.
- Leben statt Funktionieren.
Und ja – das macht manchmal Angst. Aber es macht auch lebendig und der Mut wird belohnt: mit dem Gefühl, endlich angekommen zu sein. Und ganz ehrlich?
Vielleicht will er gar keine starke Frau, die alles allein regelt. Vielleicht sehnt er sich danach, endlich mal geben zu dürfen – ohne dass du sofort wieder „zurückfunktionierst“. Nicht, weil du hilflos bist.
Sondern weil du es dir wert bist, zu empfangen.