Ich lasse niemanden an mich ran – Warum du Nähe vermeidest (und was du tun kannst)
Rückzug als Schutzmechanismus
Kennst du das Gefühl, dass du dich lieber zurückziehst, wenn es emotional oder zwischenmenschlich schwierig wird? Vielleicht lenkst du dich mit Arbeit oder Social Media ab oder hast das Bedürfnis, dich aus Beziehungen ganz herauszuhalten.
In der Schematherapie sprechen wir nicht von festen Persönlichkeitsmerkmalen, sondern von inneren Anteilen, die in bestimmten Situationen aktiv werden. Es gibt verschiedene Arten, sich vor unangenehmen Gefühlen zu schützen – manchmal geschieht das durch emotionale Distanz, manchmal durch Ablenkung oder sogar durch Ärger.
Doch all diese Strategien haben etwas gemeinsam: Sie sind erlernte Schutzmechanismen, die einst notwendig waren, um mit überwältigenden Gefühlen umzugehen. Heute können sie jedoch verhindern, dass wir echte Verbindung zulassen oder unsere eigenen Bedürfnisse spüren.
Du fragst Dich: wovon redet sie nur?
Finde hier die Basics zur Schematherapie
Warum gibt es diese Rückzugsstrategien?
Der Rückzug ist eine Bewältigungsstrategie, die oft in der Kindheit erlernt wurde. Vielleicht war emotionale Nähe mit Unsicherheit oder Schmerz verbunden. Vielleicht wurden Gefühle nicht ernst genommen oder sogar bestraft.
💡 Typische Ursachen für Rückzug:
Das Nervensystem hat daraufhin reagiert mit dem Learning: Nähe kann gefährlich sein. Also ist es sicherer, auf Distanz zu bleiben.
Wie Vermeidung unsere Beziehungen beeinflusst
Viele Menschen, die einen vermeidenden Bewältigungsmodus entwickelt haben, wünschen sich eigentlich Nähe – aber ihr System hält sie davon ab, weil es Nähe mit Gefahr oder Kontrollverlust verknüpft.
💔 Typische Auswirkungen in Beziehungen:
Ein innerer Anteil mag vielleicht sagen: „Ich brauche niemanden, ich komme alleine klar.“ – aber oft ist das nur eine Schutzreaktion auf die Angst vor Verletzlichkeit.
Es kann auch subtiler anmuten: warum ist Nähe zu schwierig, warum gehen immer alle aus dem Kontakt, was stimmt denn nicht mit mir?
Die verschiedenen Formen der Vermeidung in der Schematherapie
Es gibt nicht nur eine Art, sich zurückzuziehen. In der Schematherapie unterscheiden wir vier Hauptformen des vermeidenden Bewältigungsmodus:
Der distanzierte Beschützer: „Gefühle? Lieber nicht.“
💡 Wie zeigt sich das?
Ein Teil in dir sorgt dafür, dass unangenehme Gefühle gar nicht erst aufkommen. Statt dich mit deinen Emotionen auseinanderzusetzen, driftest du ab oder lenkst dich unbewusst ab.
Typische Verhaltensweisen:
Der ärgerliche Beschützer: „Kommt mir bloß nicht zu nahe!“
💡 Wie zeigt sich das?
Ein Teil in dir hält andere auf Abstand, indem er aktiv abwehrt. Anstatt sich verletzlich zu zeigen, wird Ärger oder Frustration genutzt, um Kontrolle zu behalten und Menschen auf Distanz zu halten.
Typische Verhaltensweisen:
Vermeidung: „Ich gehe gar nicht erst hin.“
💡 Wie zeigt sich das?
Dieser Anteil in dir sorgt dafür, dass du unangenehme Situationen direkt meidest. Anstatt dich mit Herausforderungen auseinanderzusetzen, hältst du dich fern.
Typische Verhaltensweisen:
Der Selbstberuhiger: „Ich brauche einen Reiz, um mich zu regulieren.“
💡 Wie zeigt sich das?
Dieser Modus nutzt äußere Reize, um sich zu beruhigen oder innere Anspannung zu regulieren.
Typische Verhaltensweisen:
Wie du den ersten Schritt machst
Diese Strategien haben dich früher geschützt – aber heute dürfen neue Wege entstehen.
💡 Drei kleine Schritte zur Veränderung:
Erkenne Deine Modi:
Versuche Nähe in leichten Dosen zuzulassen:
Übe neue Reaktionen:
Fazit: Schutzmechanismus oder Gefängnis?
Diese Anteile haben dich früher geschützt – doch heute darfst du neue Wege ausprobieren. Es geht nicht darum, dich zu verändern, sondern dich besser zu verstehen.
💡 Was wäre, wenn du dir erlaubst, ein kleines bisschen mehr Nähe zuzulassen – ganz in deinem Tempo?