So entkommst Du der Sucht nach Anerkennung


Mai 24, 2020 - Minuten Lesezeit
Selbstregulation für die Beziehung

Die Sucht nach Anerkennung

Die Sucht nach Anerkennung

In diesem Artikel geht es um die Sucht zu gefallen, es möglichst allen recht zu machen, um dann akzeptiert, geliebt und geachtet zu werden. 

Anerkannt zu werden ist ein Grundbedürfnis, das wir alle haben. Wir wollen gesehen, geschätzt und geliebt werden. 

Ungünstig wird es, wenn wir dafür selbst übergehen und (faule) Kompromisse eingehen, die uns unsere Würde kosten.


So dass wir zwar überall beliebt sind, uns aber im Spiegel selbst nicht mehr in die Augen schauen  können, weil wir so vieles an uns verleugnen.


Dieser Deal ist höchst anstrengend und unbefriedigend für ALLE Beteiligten.


Es ist eine Manipulation auf beiden Seiten. 

Das Ablegen dieser alten Muster kann sich gefährlich anfühlen, da sich dahinter oft die Angst verbirgt, abgelehnt oder verstoßen zu werden.

Dennoch ist ein Heilen dieser Selbstwert-Wunde möglich, wenn sie liebevoll versorgt wird.


Also, wenn das Muster (z.B. alles recht machen, sich nicht abgrenzen können) statt Freude LEID verursacht, dann ist es höchste Eisenbahn dort hinzuschauen. Dieser Artikel soll Mut machen und Zuversicht geben.


Ich habe meine Ansicht dazu hier aufgeschrieben.

Sie ist bestimmt nicht vollständig und nicht wissenschaftlich belegt. Fühle Dich frei, mir am Ende eine Nachricht zu schreiben und mir Deine Erfahrungen oder Deine Sicht auf das Thema mitzuteilen. 

Das Problem, es allen recht machen zu wollen

Das Verbiegen und Verbeugen kostet einen hohen Preis:

Es nagt am Selbstwertgefühl. 

Eigene Gefühle und Bedürfnisse hinten angestellt oder sogar unterdrückt. 


Die innere Verbundenheit wird geschwächt, da sich die Wahrnehmungs-Antennen eher nach Außen richten, anstatt das eigene Innere zu berücksichtigen. 


Durch das Ausrichten auf das Gegenüber kann es sich so anfühlen, als würde man fremdbestimmt leben.


Die Selbstverleugnung kann sogar in eine Identitätskrise münden, denn wenn Bedürfnisse zu oft verleugnet werden, schwächt das die innere Orientierung.

Oft äußert sich das durch Unentschlossenheit, frei nach dem Motto: ich warte erstmal ab, was die anderen wollen...

So entsteht die Sucht nach Anerkennung

Wir alle sehnen uns nach Anerkennung.
Besonders für ein Kind ist wohlgesonnenes Feedback wichtig, um sich zu entwickeln und später selbstsicher durch die Welt zu gehen. Wenn uns das verwehrt bleibt, fühlen wir uns bestenfalls nicht beachtet und gesehen. 


Es sind die ersten Bindungen, die uns prägen.

Es beeinflusst ein Kind, wie in der Familie mit Kontakt umgegangen wird. Ist er liebevoll und wertschätzend? Oder haben die Eltern genug mit sich selbst zu tun, sind abgelenkt, nicht ansprechbar oder sogar gewaltsam? Oder bekommt das Kind doppelte Botschaften, sogenannte Double Binds? 


Wie viel Aufmerksamkeit wird sich gegenseitig geschenkt, wie wird in Konfliktsituationen miteinander umgegangen, wie empathisch sind die Familienmitglieder? Das kleine Wesen lernt, wie Beziehungen zu funktionieren scheinen.


Ganz unabhängig davon, wie wie Qualität der Verbindungen zueinander ist, für ein Kind sind sie existentiell.

Deshalb gilt es diese Verbindungen aufrecht zu halten. UM JEDEN PREIS:

Es setzt alles daran um zu lernen, was dafür zu tun ist.


Um sich dann die Anerkennung zu holen, die es so dringend brauchen, werden viele Wege genutzt. 

Es kann in der Folge dazu kommen, Kritik und Ablehnung zu vermeiden. Die Strategien, die dazu gewählt werden, sind nicht immer förderlich, um eigene Ziele zu erreichen. 


Wie zum Beispiel die Unternehmerin, die sich nicht gern auf den Sozialen Medien zeigt, weil sie Angst hat, dort doofe Kommentare zu bekommen. 

Im Kopf weiß sie, dass sie sich überwinden muss, um Kunden zu gewinnen. Dennoch ist ein wie ein unsichtbares Band, dass sie davon abhält. 

Eine Erfolgsblockade, die in der Kindheit ihren Ursprung hat. Dieser Zusammenhang ist oft nicht bewusst. 

Klassiker der Sucht nach Anerkennung

So zeigt sich das Muster der Sucht nach Anerkennung im Alltag 

Es sind Über-Anpassungs-Maßnahmen, die stressen und überfordern. Oft fühlt man sich innerlich wie getrieben, da immer auf alle Bedürfnisse im Aussen geachtet werden muss. 

  • Es wird versucht, es möglichst jedem recht zu machen (Abwehr von Kritik und Ablehnung)
  • dafür ist man bereit, die eigenen Bedürfnisse und Meinungen hinten anstellen
  •  und sich dafür zu verbiegen bis zur eigenen Selbstverleugnung
  • oft wird in Kauf genommen dafür bis zur völligen Erschöpfung auszubrennen, ohne das das Muster bewusst wird. Es Leben fühlt sich einfach anstrengend an.

Verwandte Ausprägungen dazu

Aber es gibt auch andere Formen, sich Anerkennung zu verschaffen. Nämlich über die Überkompensation.

  • Sie äußert sich wie eine Flucht nach Vorne, um den Selbstwert und damit die eigene Anerkennung zu erhöhen wird sich gekümmert, gemacht und getan…
  • Besonders anstrengend und anspruchsvoll: sich nur dann anerkannt zu fühlen, wenn Ziele fast unerreichbar sind 
  • Eine weitere Möglichkeit ist, andere zu dominieren, um über die Selbsterhöhung Anerkennung zu fühlen
  • Ein hohes Burnout-Risiko kann durch Überaktivität entstehen, um Aufmerksamkeit erhalten und in der Folge Pausen und Ruhe negativ zu belegen.
  • All diese Überkompensations-Maßnahmen führen oft zu Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen. 
Hab mich lieb um jeden Preis / die Sucht nach Anerkennung

Hab mich lieb um jeden Preis

Die Sucht nach Anerkennung und suchtkranke Elternteile


"Wenn ich doch nur wüsste, wie ich mich verhalten soll, um es Dir recht zu machen, dann wird alles gut".


Eine Kindheit mit suchterkranken Elternteilen ist alles andere als leicht. 

Ihre Bewertung und Reaktionen auf kindliches Verhalten kann unberechenbar sein. Was heute okay ist, kann morgen schon völlig falsch sein oder sogar Strafen nach sich ziehen.


Und doch versuchen die kleinen Wesen aus Leibeskräften herauszufinden, welcher Schlüssel nötig ist, um gelobt, geliebt und geachtet zu werden. Und um die Bindung, die lebensnotwendig ist, zu erhalten.


Eine Suche nach einem Schlüssel, die oftmals im Erwachsenenalter weiter geht.

Suchtkranke sind nicht wirklich anwesend, wenn sie sich durch die Suchtmittel in ihre eigene Welt befördern. 
Sie sind somit nicht ansprechbar, können nicht adäquat auf die kindlichen Bedürfnisse eingehen, können es nicht spiegeln.

Was ist richtig, was ist falsch? 


Auch wenn sich die Eltern sicherlich bemühen, wird es sicherlich dem Kind nicht gerecht. 

Da ein Kind das noch nicht reflektieren kann, bezieht es die mangelnde Zuwendung auf sein fehlerhaftes Sein und probiert, wie es sich verhalten soll, damit alles gut wird. 

Doch das Kind wird nicht nur darüber, was richtig oder falsch ist ungenügend gespiegelt, es finden meist auch keine Spiegelungen über die Talente und Gaben statt.

Das führt dazu, sich über die Leistung Anerkennung zu verschaffen und oft leben diese verlorenen Kinder dann ein Leben, dass an ihren wahren Gaben und Talenten vorbei anstrengend und unbefriedigend ist. 

So zeigt sie sich im Erwachsenen Leben

In den prägenden (vielleicht sogar traumatischen) Situationen entstehen innere Überzeugungen, sogenannte Glaubenssätze, die unser weiteres Erleben einfärben, als hätten wir eine getönte Brille auf. 

"Ich muss es allen recht machen, ich muss perfekt sein, ich muss mich anstrengen, ich muss mich beeilen, ich muss stark sein..." sind antreibende Sätze, die aus kompensatorischen inneren Anteilen kommen können. 


Die Vorteile der Sucht nach Anerkennung

Jedes noch so dysfunktionale Muster hat seine Berechtigung, den es dient auf irgendeine Weise.

Selbst die Sucht nach Anerkennung.

Denn sie ist der Kleber für die Bindung, die sich das Kind so sehr braucht. Es ist essentiell für ein hilfloses Wesen, geschützt, versorgt und geliebt zu werden. Der kindliche Anteil, der diese "Lösung" in sich trägt und für die Bindungsicherheit sorgt, meint es gut. 

Deshalb sind die Anteile, die lösungsorientierte Strategien liefern, niemals "böse". Die Idee, sie einfach "loswerden zu wollen" ist zwar nachvollziehbar, führt aber nicht zum Erfolg. Das ist der Grund, warum sich Muster schwer lösen lassen. 

Ein weiterer Vorteil ist es, dass sich beim Anerkennungs-Bedürftigen brillante Fähigkeiten ausbilden.
Wie z.B. blitzschnell erkennen zu können, was das Gegenüber gerade braucht. Das war damals wichtig, um die Bindungssicherheit zu wahren. 

Das Helfen und Unterstützen sollte nicht pauschal verteufelt werden. Wenn es aus reiner Freude passiert und Spaß macht, ist alles fein.


Sich flexibel an alle Umstände anpassen können, was auch immer gerade gebraucht wird, kann beruflich und privat eine große Ressource sein. 


Die Nachteile von Sucht nach Anerkennung


Da der Fokus auf den Bedürfnissen des Gegenübers liegt , werden die eigenen Bedürfnisse hinten angestellt.

Die interne Verbindung wird schwächer und schwächer, weil die Aufmerksamkeit die meiste Zeit nach außen gelenkt wird.

Durch den äußeren Fokus werden eigene Fähigkeiten und Stärken nicht erkannt und nicht wertgeschätzt.

Die Meinung wurde so oft angepasst, dass man manchmal gar nicht mehr weiß, was man eigentlich will oder meint. Entscheidungen zu treffen fällt schwer, weil man es gewöhnt ist, sich anzupassen.

Dieses Gefühl nagt im Inneren. Um das auszuhalten, werden oftmals Strategien gebraucht, die dann wiederum ihren Preis kosten:

Oft machen sie süchtig, unzufrieden oder übergewichtig: denn diese Selbstverleugnungen kosten Kraft. Eine Sehnsucht nach Trostpflastern, menschlicher Wärme und Schutz kann auf Suchtmittel umgelenkt werden

Die Lösung, die zu neuen Problemen führte

Unser System verlangt nach einer Balance. Unschöne Gefühle wollen neutralisiert werden. Bei mir waren es früher Schokolade und Käse, die mir immer wieder ein Wohlfühlgefühl gaben, auch wenn wieder einmal all meine Bemühungen gescheitert waren. Essen half mir, mich zu regulieren.

Schon beim Schmecken beruhigte ich mich innerlich und konnte für einen kurzen Moment unbeschwert sein.

Allerdings kamen kurz danach dann das schlechte Gewissen wegen meiner immer dicker werdenden Figur.

Heute kann ich durch meine Erfahrungen Frauen, die sich beim Abnehmen die Beruhigungs-Strategie "Essen" verbieten wollen, unterstützen, mithilfe der Anteile Arbeit andere, tiefere Wege zu gehen. 

Herz als Symbol für die Anerkennung und Liebe

Wir machen oftmals mit 

Vielleicht hast Du eine Kollegin oder Freundin, die immer ja sagt, immer bereit ist zu helfen, immer zustimmt.

Es gibt wenig Reibung, man fragt sie gern, den die Gefahr eines Neins ihrerseits ist gering. Sie ist super beliebt.

Wenn all das freiwillig aus vollem Herzen passiert, ist nicht dagegen einzuwenden. Erst wenn diese Gefälligkeiten mit der eigenen Würde bezahlt werden, ist der Preis hoch.

Sich permanent zu übergehen nagt am Selbstwert.

Wir aber haben möglicherweise einen Vorteil davon und halten diese Muster mit aufrecht. Natürlich liegt es in erster Linie in der Verantwortung des "Anerkennungs-Bedürftigen" das zu verändern.

Aber mitunter machen wir uns als Co-Abhängige schuldig, indem wir es schlicht und einfach ausnutzen, dass jemand nicht nein sagen kann. 

Das für sich zu reflektieren kann nicht schaden. 

Sind wir der Sucht nach Anerkennung ausgeliefert?

Nein, wir können uns durch unser innere Aktualisierungs-Fähigkeiten auf einen neuen State upgraden. Wir können sogar an der Identität arbeiten, von der Anerkennungsbedürftigen zur ausgeglichenen Erwachsenen, die zwar Anerkennung genießen kann, aber sie nicht um jeden Preis braucht, weil sie sich ganz selbstverständlich anerkannt fühlt. 


Du kennst bestimmt den gutgemeinten Rat: "gib Dir einfach selbst die Anerkennung".
Ja super, aber wie geht das?

Und was machen wir mit den verletzten kindlichen Anteilen, die noch auf Liebe, Trost, Wärme oder eine helfende Hand warten? 


Wir können uns im Nachhinein das Geben, was uns damals gefehlt hat, die verletzten kindlichen Anteile versorgen und die dazu passenden Bewältigungsstrategien würdigen und wohlwollend integrieren.


Das nennt man in der Psychologie das Nachnähren. 


Auch die dazugehörigen Glaubenssätze können sich dann günstig verändern.  


Manchmal sind es gar nicht unsere Ängste, sondern übernommene Ängste und Befürchtungen unserer Lieben, die es loszulassen gilt. Dann ist nochmal ein anderer Weg nötig. 


Dieses können wir in Meditationen tun oder in Briefen verschriftlichen, um uns davon zu befreien. 


Ob wir diese Briefe jemals abschicken ist dabei zweitrangig. Wichtig ist, dass wir uns zu unseren wahren inneren Gefühlen bekennen und sie akzeptieren, damit sie sich wandeln können. 


Wenn Du das allein nicht machen magst und Dir eine Begleitung wünscht, dann suche Dir eine professionelle, traumasensible Unterstützung dazu.

Sonja fröhlich

Es ist nie zu spät, glücklich und erfüllt zu sein.


Das Fazit

Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen, sich von Altem zu befreien um glücklich und frei zu werden. 

Die Sucht nach Anerkennung abzulegen ist ein Prozess, der durchaus Zeit braucht, aber so lohnenswert ist. 


Alte Wunden heilen, indem hungrige Sehnsüchte nach genährt werden.


Es ist der Weg zurück zur Selbstachtung, Selbstfürsorge und Selbstliebe.

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Wenn ich nicht gerade in meiner Praxis für Psychotherapie bin und tolle Prozesse mit meinen Herzensklienten durchlebe, schreibe ich hier oder auf den sozialen Medien und plaudere ein wenig aus dem Psycho-Nähkästchen.

Ausserdem liebe ich die frische Brise der Nordsee, gutes Essen, zu lachen, bis die Tränen kommen und heisse Musik. 

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