Die versteckte Angst – Soziale Phobie


Ist es nur ein bisschen Schüchternheit oder ist es womöglich DIE versteckte Angst, die oft übersehen wird (und an der oft „vorbei“ therapiert wird)? Erfahre, was eine Soziale Phobie ausmacht

Dezember 5, 2023 - Minuten Lesezeit

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Soziale Phobie: Warum bist Du immer so schüchtern!?

Stell dir vor, du stehst inmitten einer Menschenmenge, das Spotlight ist auf dich gerichtet, und plötzlich durchzuckt dich eine unerklärliche Angst. Klingt bekannt? Das könnte mehr als nur Schüchternheit sein - vielleicht die heimliche Welt der Sozialen Phobie.

Warum ist das mehr als nur Schüchternheit?

Schüchternheit, die Dich einfrieren lässt, als ob du auf die Fernbedienung des Lebens "Pause" gedrückt hättest. Sie beginnt oft im Jugendalter von 10 - 17 Jahren und kann sich im Erwachsenenalter chronisch festsetzen. Fatal ist, dass sie oft übersehen wird und deshalb hält sie sich hartnäckig. Denn eingefahrene Verhaltens- und Denkmuster werden immer stärker im Laufe der Zeit.

Was steckt hinter dieser besonderen Angst?

Stell Dir vor, Angst steigt in Dir auf, wenn du nur daran denkst, im Mittelpunkt zu stehen oder es peinlich werden könnte. Diese Furcht erstreckt sich auf verschiedene soziale Situationen, sei es beim Plaudern, Essen in der Öffentlichkeit oder Du müsstest eine Rede halten. 

Infobox

Was ist eine Soziale Phobie?

Die Soziale Phobie ist mehr als nur Schüchternheit. Sie äußert sich in intensiven Ängsten vor sozialen Situationen und beeinflusst das tägliche Leben erheblich.

Deutliche Furcht im Fokus: 
Die Betroffenen haben eine ausgeprägte Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen oder sich peinlich zu verhalten. Diese Furcht führt häufig zur Vermeidung entsprechender Situationen.

Angst vor Bewertung und Peinlichkeit:
Es besteht eine ausgeprägte Angst vor der Bewertung durch andere in verschiedenen sozialen Situationen wie Gesprächen, Essen und Trinken oder öffentlichen Auftritten.

Kindheitliche Ausdrucksformen:
Schon bei Kindern zeigt sich die Angst durch Weinen, Wutausbrüche, Erstarren oder übertriebene Anhänglichkeit. Die Phobie muss nicht nur in der Interaktion mit Erwachsenen, sondern auch in Situationen mit anderen Kindern auftreten.

Furcht vor negativer Bewertung:
Die Betroffenen fürchten, sich so zu verhalten, dass ihr Verhalten negativ bewertet wird. Dies führt zu einer ständigen Anspannung in sozialen Interaktionen.

Schnelle Angstreaktion:
Die Konfrontation mit gefürchteten sozialen Situationen löst FAST IMMER eine unmittelbare Angstreaktion aus.

Vermeidung und Leiden:
Soziale Situationen werden vermieden oder nur unter starker Angst ertragen. Die Phobie verursacht erhebliches Leiden und Einschränkungen in sozialen, beruflichen und anderen Lebensbereichen.

Physische und psychische Symptome:
Die Symptome manifestieren sich sowohl physisch als auch psychisch. Dazu gehören Herzklopfen, Zittern, Mundtrockenheit, aber auch psychische Symptome wie Angst vor Blamage, Unzulänglichkeit und Vermeidung von Augenkontakt.

Langanhaltende Auswirkungen:
Die Angst- und Vermeidungsreaktionen sind langanhaltend und bestehen typischerweise über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten.

Die Soziale Phobie wirkt sich weit über das normale Maß der soziokulturellen Bedrohung hinaus aus und führt zu erheblichem Leiden und Funktionsbeeinträchtigungen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Hilfe und Unterstützung verfügbar sind, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Quelle aus dem ICD10 - 9-Auflage 2019 Hogrefe Verlagsgruppe

Die Angst in verschiedenen Bereichen

Es kann sein, dass die Angst in leistungsorientierten Bereichen eine Rolle spielt und in anderen Bereiche nicht vorkommt. Es ist wichtig, sie trotzdem ernst zu nehmen, denn sie kann gelindert werden. Dazu müssen wir sie erstmal akzeptieren. 

Vermeiden oder durchleiden: Die soziale Zwickmühle

Hier kommt der Clou: Viele, die unter Sozialer Phobie leiden, entwickeln ausgeklügelte Vermeidungsstrategien. Soziale Interaktionen werden gemieden oder nur unter massiver Angst durchlitten. Das vermeintlich einfache Plaudern wird zur mentalen Bergbesteigung.

Der Teufelskreis der Sozialen Phobie

Der Teufelskreis der Sozialen Phobie

Stell dir vor, du befindest dich in einem Raum der "Soziale Phobie-Kälte". Dieser Raum hat ein paar eisige Phasen.

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    Phase eins: Du betrittst den Raum, wenn du dich in einer Gruppe von Menschen befindest und das Gefühl hast, im Mittelpunkt zu stehen. Die Kälte beginnt langsam hochzukriechen.
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    Phase zwei: Die Kälte breitet sich langsam aus, und du spürst, wie eine eisige Atmosphäre dich umgibt – das ist die Angst, im Mittelpunkt zu stehen. Die Kälte nimmt zu, je intensiver diese Angst wird.
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    Phase drei: Jetzt wird es herausfordernd. Die eisige Kälte macht es schwieriger, mit anderen zu interagieren. Es fühlt sich an, als ob eine sanfte Eisschicht zwischen dir und den anderen entsteht. Neue Freunde zu finden wird schwieriger. Und Du bemerkst auch, dass die Anderen Dich “ungewöhnlich”  oder sogar seltsam zu finden scheinen.
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    Phase vier: Der Höhepunkt der Kälte ist erreicht. Die positiven Gefühle, die du normalerweise in sozialen Situationen erlebst, erstarren langsam. Die Kälte sorgt dafür, dass diese positiven Momente weniger werden.
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    Aber hier ist die Herausforderung: 
    Um die Kälte zu stoppen, versuchst du, Situationen zu meiden, in denen du im Mittelpunkt stehen könntest. Du willst nicht, dass die Kälte weitergeht, oder? Aber indem du diese Situationen meidest, setzt du die Kälte in Gang, und der Kreislauf beginnt von vorne UND Du verpasst korrigierende Erfahrungen.

Ein Teufelskreis, der sich selbst aufrecht hält und von selbst NICHT besser wird

Es ist wie ein konstanter Raum der Kälte, bei dem die Angst, soziale Schwierigkeiten und das Vermeiden von Situationen miteinander verschmelzen. Doch keine Sorge, gemeinsam können wir einen Weg finden, diese Kälte zu durchbrechen und stattdessen einen behaglichen "Sozialen Wärmebereich" zu schaffen. 

Die Soziale Phobie bleibt oft unbemerkt im Schatten anderer psychischer Herausforderungen. Viele, die darunter leiden, suchen Hilfe wegen Depressionen, Sucht, Einsamkeit oder beruflichen Problemen. Die eigentliche Ursache, die Soziale Phobie, bleibt jedoch häufig im Verborgenen, wie ein stiller Regisseur im Hintergrund. 

Ein zentraler Grund dafür ist die tiefe Scham, die mit der Sozialen Phobie einhergeht. Die Angst, von anderen beschämt zu werden, wird von vielen Betroffenen intensiv erlebt. Verständlich, denn der Glaube, defizitär zu sein und in sozialen Situationen negativ bewertet zu werden, schafft einen fruchtbaren Boden für das Verlangen, sich zu verstecken. Diese Scham wird zum unsichtbaren Taktgeber, der die Handlungen und Entscheidungen des Betroffenen leise dirigiert.

Die Betroffenen lernen, sich geschickt zu verbergen, um der vermeintlichen negativen Bewertung zu entkommen. 

Diese Verborgenheit trägt dazu bei, dass die Soziale Phobie häufig erst spät erkannt wird. 

Gleichzeitig können auch professionelle Helfer, wenn die Soziale Phobie nicht explizit thematisiert wird, sie übersehen. Daher ist es entscheidend, hinter den Vorhängen der offensichtlichen Herausforderungen zu schauen, um die verborgene Realität der Sozialen Phobie zu enthüllen und dem Betroffenen die Unterstützung zu bieten, die er benötigt. Denn das sind ganz andere Hilfen als bei der Depression oder einer Sucht. 

Es gibt Hoffnung: Linderung ist möglich!

Aber hey, es gibt Hoffnung! Auch wenn die Soziale Phobie hartnäckig sein kann, gibt es Wege der Linderung. Mit der richtigen Unterstützung, sei es durch Therapie oder Selbsthilfegruppen, kannst du lernen, die unsichtbaren Fesseln zu lösen, ein gesundes Selbstbild aufzubauen, soziale Kompetenzen zu fördern und menschlichen Kontakt genießen zu lernen.

Fazit und Zusammenfassung

Im Schatten des vermeintlich harmlosen Labels "ein bisschen schüchtern" oder "introvertiert" verbirgt sich oft die komplexe Welt der Sozialen Phobie. Diese unsichtbare Herausforderung bleibt geschickt im Hintergrund, während Betroffene versuchen, ihre Ängste allein zu händeln.

Es ist entscheidend, das verzerrte Selbstbild zu durchbrechen und zu erkennen, dass die Soziale Phobie weit über das hinausgeht, was als normale Schüchternheit oder Introvertiertheit betrachtet wird. Die Gedanken wie "Ich bin nur ein bisschen schüchtern" können dazu führen, dass die eigentlichen Ängste, die diese Phobie begleiten, nicht angemessen erkannt werden.

Die Herausforderung besteht darin, diesen Schatten zu erhellen, sich bewusst zu machen, dass die Soziale Phobie mehr ist und sich die Verhaltens- und Denkmuster immer weiter einbrennen. 

Es erfordert Selbstreflexion, maßgeschneiderte Unterstützung von außen und vor allem die Akzeptanz, dass diese Ängste real und ernst zu nehmen sind. Die Pandemiezeit hat die Voraussetzungen dieser Angst gut in die Karten gespielt und  bestehende soziale Ängste noch verstärkt. 

Es ist an der Zeit, die unsichtbare Last der Sozialen Phobie ans Licht zu bringen und gemeinsam Wege zu finden, sie zu überwinden. Schau auf Dich und schaue auch auf Jugendliche in Deinem Umfeld, die vielleicht eine helfende Hand nötig haben. 

Möchtest Du meine Unterstützung?

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Sonja Kleene - jameda.de

Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Wenn ich nicht gerade in meiner Praxis für Psychotherapie bin und tolle Prozesse mit meinen Herzensklienten durchlebe, schreibe ich hier oder auf den sozialen Medien und plaudere ein wenig aus dem Psycho-Nähkästchen.

Ausserdem liebe ich die frische Brise der Nordsee, gutes Essen, zu lachen, bis die Tränen kommen und heisse Musik. 

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